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Irene, 5. Mai 2012 um 19:56:12 MESZ

an sogenannt hat mich immer die eröffnung des metadiskurses über worte gestört. entweder man benutzt ein wort, zu dem man steht, oder man hält die klappe. sich von seinen eigenen worten zu distanzieren, erscheint mir unredlich und verquer. klassisches beispiel war die sogenannte ddr. wenn einem das nicht gepasst hat, dann hätte man ja auch ostzone, ostdeutschland, mitteldeutschland, sowjetische besatzungszone oder was weiß ich sagen können.

alex63, 5. Mai 2012 um 20:26:25 MESZ

Es geht ja dabei aber nicht um den eigenen aktiven Wortschatz. Wohl aber sollen die Worte des Feindes demontiert werden und die sich in der Sprache ausdrückende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit (aus der Sicht des sogenannt-Sagers) aufgezeigt werden. In Ihrem Beispiel ein Staat, der einerseits die Demokratie im Namen trug und andererseits – jeglichen demokratischen Gepflogenheiten Hohn sprechend – unsere Landsleute jenseits von Mauer und Stacheldraht einkerkerte. Ist ja nicht so, daß wir keine eigenen Worte für die "DDR" gehabt hätten; Sie nannten bereits einige gute Beispiele.

Im übrigen finde ich es immer lustig, wenn man das Territorium der DDR heute als Mitteldeutschland bezeichnet. Möchte man damit implizieren, die sogenannten deutschen Ostgebiete wären das eigentliche Ostdeutschland, die Tage der polnischen Verwaltung nur gezählt? Ist Mitteldeutschland also, wenn man damit nicht irgendetwas zwischen Braunschweig und Würzburg zu bezeichnen wünscht, blütenreine Revisionistensprache?

dr.no, 5. Mai 2012 um 21:28:34 MESZ

ja schon klar, dass man den wortschatz des anderen demontieren will, aber dann doch bitte nicht dadurch, dass man ihn evoziert. das ist völlig kontraproduktiv und dämlich. worte kann man nur verschwinden lassen, indem man sie ignoriert und eben nicht in den mund nimmt. das ist eigentlich ziemlich offensichtlich, aber gewisse leute scheinen das nicht begreifen zu wollen. am ende hat sich die ddr ja auch durchgesetzt, zwar nicht als staat aber zumindest als wort.

alex63, 5. Mai 2012 um 22:10:28 MESZ

Bei der DDR ging es ja auch jenen, die sie in Anführungszeichen setzten oder von sogenannter DDR sprachen, darum, die DDR nicht als Staat anerkennen zu wollen. Hätte das Wort undistanziert in der Zeitung gestanden, wäre das eine De-Facto-Anerkennung gewesen – in den Augen der Springerjournalisten jedenfalls, nicht staatsrechtlich.

Was ich eigentlich sagen möchte: man kann Worte überhaupt nicht verschwinden lassen, wenigstens solange nicht, wie das entsprechende Denotat besteht. Denken Sie z.B. an Karl-Heinz Schwensens früheren Spitznamen…

Gibt es allgemein irgendein Wort, daß durch Ignorieren oder Tabuisieren aus Wortschatz und Sprachgebrauch verschwunden wäre, obwohl das Bezeichnete noch vorhanden und relevant ist? (Im Fall der DDR als Teil deutscher Geschichte)

dr.no, 6. Mai 2012 um 13:19:22 MESZ

das geht glaube ich den meisten neuschöpfungen so, da sie oft nur das leben einer eintagsfliege führen. beispiele habe ich gerade nicht parat, wäre ja auch seltsam, wenn ich mich an ausgestorbene modewörter von anno dunnemals erinnern würde, mit historischem wortmüll versuche ich mein hirn nicht zu belasten...

alex63, 7. Mai 2012 um 20:38:27 MESZ

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