z.B: "SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler begrüßt den Vorstoß von SPD-Chef Kurt Beck zur Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I. «Die gefühlte Ungerechtigkeit bei denen, die sehr lange Beiträge gezahlt haben, wird aufgegriffen» ..."

Der Begriff ist ideal, um mehr oder weniger offen zu lassen, ob "Hartz IV" denn nun ungerecht ist. Zu sagen, dass das gesetzgeberische Hauptwerk der SPD-geführten Bundesregierung große Ungerechtigkeiten mit sich gebracht habe, bringt Stiegler dann doch nicht. Wenn die Ungerechtigkeit aber nur gefühlt sind, d.h. objektiv nicht vorliegen, fragt man sich woher der Veränderungsbedarf herrühren soll. Als ein solcher Vernebelungsbegriff ist er m.E. schwarz.

Wenn ihn jemand verwendete, um dann zu erklären, dass und warum die Ungerechtigkeit nur gefühlt ist, fände ich den Begriff vielleicht nicht gerade rosa, aber jedenfalls auch nicht schwarz

"Nur gefühlt" hat ja keiner gesagt, fühlen kann man ja auch, was tatsächlich vorliegt. Also, wenn man mal annimmt, dass sowas wie (Un-)Gerechtigkeit überhaupt objektiv vorliegen kann oder nicht, woran ich so meine Zweifel hätte.

Natürlich kann man etwas fühlen, was tatsächlich vorliegt. Dann betont man es aber nicht. Der Sprachgebrauch ist ja auch eher, wie bei 'gefühlte Temperatur', dass das Gefühlte anders, und zwar abweichend vom objektiv Messbaren ist. Um nicht zu sagen: falsch. Auf jeden Fall nicht identisch.

@ tinto und miepel Ihr habt beide Recht. Darum eignet sich das Wort ja auch so gut, offen zu lassen, ob die Ungerechtigkeit tatsächlich vorliegend UND gefühlt ist (dann hätte tigeler seinerseits einem ungerechten Gestz zugestimmt) oder NUR gefühlt (dann fragt man sich, warm es geändert werden muss), UNd deshalb habe ich auch recht.

@miepel Die "gefühlte Temperatur" verknüpft nur verschiedene Werte, die sich aber alle objektiv messen lassen, zu einem Koeffizienten vgl kompetenzteam.antville.org

Sehr schön, danke. Komplett ausargumentiert. Das war ein gefühlter Kinnhaken...