eben mit den Augen über diesen Buchtitel gestolpert.

Das Wort "nichtsdestotrotz" hat eine interessante Entwicklung gemacht: Ursprünglich war es eine Verballhornung, nämlich eine Zusammenziehung von "nichtsdestoweniger" und "trotzdem". Der Duden kennzeichnet das Wort (jedenfalls bis vor kurzem) als Umgangssprache. Diese humorige Absicht des Worts ist in Vergessenheit geraten, so dass viele heute nichtsdestotrotz für ein ganz normales Wort der Hochsprache halten und auch so verwenden. Eine bemerkenswere Karriere, sonst sinken Wörter eher aus der Hochsprache in die Umgangssprache ab (zB Klosett). Jetzt wird "nichtsdestotrotz" seinerseits wieder verballhornt.

interess.ant!

Aber Herr phaeake, arbeiten Sie nicht ständig so hart an Ihrer Heiligsprechung.-) Verballhornung ist gar zu freundlich, deshalb wähle ich eine besonders garstige Beschreibung: Volker Braun scheint mir einer dieser Schreibtischtäter, die irgendwie schon schreiben können, aber bei denen die Worte nicht die Wirklichkeit abzubilden vermögen. "Hinze-Kunze-Roman" zB ist haarscharf daneben. Es heißt eben "Hinz und Kunz". Oder "Langsam knirschender Morgen", schönen Dank, das ist nicht surreal oder originell, das ist unaussprechlich. Herr Volker Braun, für mich sind sie ein real existierender Schriftsteller.

Ähemm. Nicht ich, sondern tinto hat das wort rosa geschrieben. Verballhornung verwende ich eigentlich wertneutral.

och so. Denn man nix für ungut. Ich fand nur verballhornen zu freundlich. Und der Herr tinto hat in den falschen Farbtopf gegriffen, Sie!

Welches Wort fänden Sie stattdessen angemessen? Verhunzen? Das ist doch eher das unabsichtliche Verfälschen. Verschandeln? Bringt m.E. zuwenig die Neuschöpfung zum Ausdruck.